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Peter Oberländer,
geboren am 18. Juli 1983 in Zwickau, komponierte und spielte die Filmmusik für „secundenschlaf“. Am Clara-Wieck-Gymnasium in Zwickau schloss er 2002 mit dem Abitur seine Ausbildung mit Fachrichtung Musik (Gesang) ab. Neben der Ausbildung in Musiktheorie, Musikgeschichte, Hörbildung, Stimmbildung und Klavier hatte er auch Unterricht für Konzertgitarre. Seit 1998 beschäftigt er sich im Selbststudium mit der E-Gitarre. Peter Oberländer besuchte zahlreiche Chöre des Clara-Wieck-Gymnasiums, vom Kinderchor über den Gemischten Chor bis hin zum Kammerchor, mit dem er 2002 Kategoriesieger beim 7. Concorso Corale Internazionale in Riva del Garda in Italien wurde. Peter Oberländer ist auch Begründer der Rockband “Alive”, die sich 1999 gründete und seitdem erfolgreich tourt. So gewann „Alive“ den Sächsischen Nachwuchspreis „Soundchek 2001“ und produzierte bis dato ein Album und mehrere Demo-CDs. |
Du spielst und komponierst eigentlich lieber Rockmusik. Wie war es, für einen Film einen klassischen Soundtrack zu komponieren? Ich glaube, dass es selbst in der Richtung der Rockmusik genauso dazu gehört auch eine ruhige Ballade zu schreiben und da ich im Grunde auch eine Ader für ruhige Lieder habe, sagte mir das sehr zu. Auch experimentell zu arbeiten, gerade mit ruhigeren Rhythmen und Melodien, war für mich nicht so sehr das Problem, obwohl ich sonst eher der Rockmusik zugeneigt bin.
Was war es für eine Erfahrung die Themen zur Filmmusik vorher zu entwickeln, ohne das du die konkreten Bilder gesehen hattest? Ich wusste ja von der Story, wie es ungefähr sein sollte und hatte meine eigenen Bilder im Kopf, was überraschenderweise dem sehr nahe kam, was ich dann gesehen habe. Ich hatte mir die Bilder im Kopf zusammengesponnen, mich ans Klavier gesetzt und spontan irgend etwas gespielt. Und das habe ich dann sofort aufgeschrieben, in Form gebracht und aufgenommen und so sind die Themen entstanden.
Woran liegt es, dass deine Filmmusik hauptsächlich aus Klaviermusik besteht, obwohl du doch Gitarre gelernt hast? Mit Klavier kann man der Musik und letztendlich den Bildern viel mehr Ausdruck geben. Klavier ist im Prinzip das Instrument schlechthin, was eine Filmmusik ausmacht. Mir fehlt natürlich ein Orchester, um das Ganze flächendeckend zu präsentieren.
Kamst du denn damit zurecht, mit nur zwei Instrumenten zu arbeiten? Ich habe anfangs jedes Thema als Midi-Datei erstellt. Das Ganze klingt dann natürlich noch viel zu chemisch, aber man kann kontrollieren, ob es mit anderen Instrumenten kollaboriert. Und da ich kein richtiges Orchester besaß, habe ich mit viel Effekthascherei gearbeitet; versucht, mir viele Sounds mit dem Computer selber zu kreieren, unter die Instrumente zu legen, damit es nicht zu langweilig klingt und die Themen aufzufüllen und aufzuwerten. Nur Klavier und Gitarre allein wäre letztendlich zu wenig für den Film gewesen.
Wie bist du denn überhaupt zur Musik gekommen? Als kleiner Junge habe ich gesungen; später dann im Chor. Dann wollte ich immer Klavier lernen und habe irgendwann den Film „Zurück in die Zukunft“ gesehen und wusste, dass ich E-Gitarre spielen wollte. Das Klavier kam dann später von alleine hinzu. 1999 haben wir unsere Band gegründet und sind seit 2000 unter dem Namen „Alive“ bekannt.
Wie war es die Musik für einen Kinderfilm und vor allem die zwei Musikthemen für die beiden Jungs im Film zu entwickelt? Das war schon ziemlich schwierig für mich. Ganz ehrlich! Weil der Kinderfilm eigentlich nicht mein Metier ist. Ich bin grundsätzlich nicht darauf geeicht, Musik für Kinder zu spielen. Da war es schwierig, etwas Lockeres zu erfinden, denn ich bin eher der nachdenkliche Erwachsene. Ich habe ehrlich gesagt, beim Schreiben der Musik auch kaum auf die Kindheit Rücksicht genommen, jedenfalls bis zu dem Punkt, als ich den Film das erste Mal sah. Und da habe ich dann festgestellt, dass die Themen trotzdem funktionieren. Und der Film ist ja nicht nur ein Film für Kinder, sondern viel mehr noch für Erwachsene.
Die Musik ist dann letztendlich doch reichlich melancholisch geworden. Ja, so ist es auch. So ging es mir beim Komponieren. So richtig fröhliche Themen konnte ich gar nicht finden. Das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass es mir schwer fiel, mich in die eigene Kindheit zurück zu versetzen.
Hat dich der persönliche Hindergrund von „secundenschlaf“, die Widmung für einen verunglückten Jungen, beim Schreiben beeinflusst? Das habe ich auf jeden Fall mit einbezogen, das musste ich sogar, weil ich den Jungen vom Sehen her kannte. Deswegen ist die Musik auch melancholisch angelegt. Ich habe mir das Grab angeschaut und das Foto von ihm und beim Schreiben habe ich versucht, mich zu erinnern, was ich gerade gemacht hatte, als es passiert war.
Unterstützt deine Musik die Bilder des Films, oder ist es mehr ein Gegeneinander von Bildern und Musik? Ich denke, es ist auf jeden Fall ein Miteinander, aber es könnte natürlich noch mehr auf die Bilder zugeschrieben sein. Mehr Dur-Akkorde und fröhlichere Themen. Aber ich finde, die Musik passt sehr gut und erzeugt oft eine gewisse Zweideutigkeit beim Hörer und Zuschauer. Das ist letztendlich auch das, was ich wollte.
Nachdem du deine Themen fertig gestellt hattest, hast du den Rohschnitt des Films bekommen. Wie war das, wenn zwei fertige Bereiche das erste Mal aufeinander treffen? Das war anfänglich ein totales Chaos. Ich hatte meine Themenschnipsel, die alle sehr verschieden waren, weil ich viel ausprobiert hatte, und dann sollte ich möglichst viel in den Film einsetzten und das alles auf die Bilder anpassen und dann kommen solche Hürden wie, dass man die Themen nicht mehr mit Metronom spielen kann, weil die Bildrhythmik anders ist als der Rhythmus der Musik. Und so fängt man dann wieder von vorn an.
War das die richtige Arbeitsmethode? Das hatte ich mir ja schon von Anfang an gedacht, dass es so wird und dass das auch normal ist, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei den Großen anders läuft. Man muss seine Musik mit dem Film verbinden können. Das heißt radikal kürzen, Überleitungen finden und sich auf Neues einlassen.
Würdest du bei einem nächsten Film auch so arbeiten wollen? Für „secundenschlaf“ war es ein guter Einstieg, weil ich es das erste Mal gemacht habe, für einen Film die Musik zu schreiben. Sich die Themen vorher zu überlegen bringt einen natürlich eine Menge an Material, mit dem man wunderbar arbeiten kann, aber es kostet auch viel Zeit, vor allem im Nachhinein, wenn man vieles wieder aufgeben und neu machen muss.
Wie lief denn die Arbeit zwischen dem Regisseur und dir ab? Ich habe immer Aufgaben zu den nach und nach vorhandenen Materialien bekommen. Das fing mit der Themenerstellung auf der Grundlage des Storyboards an, über den Ausbau der Themen, bis hin zur Zuschneidung der Musik auf die zahlreichen Fassungen des Films. Ich habe 8 verschiedene Fassungen der Filmmusik von „secundenschlaf“ erstellt. Meine Arbeit lief natürlich oft in Eigenregie ab. Für die einzelnen Fassungen gab es Deadlines von 2 bis 4 Wochen, die eingehalten werden mussten, damit der Schnitt weiter an der jeweils neuen Fassung arbeiten konnte.
Siehst du deine Filmmusik als eigenständiges Werk, welches dein Innerstes widerspiegelt? Nun ja, manche Themen hatte ich ja schon vorher im Kopf, auch schon bevor die Idee eines Films kam. Diese Themen assoziiere ich natürlich immer mit einem bestimmten Gefühl und manche passen eben auch zum Film und können dort mit verarbeitet werden. Das Gitarrenstück aus dem Abspann sollte zum Beispiel ursprünglich ein Song für „Alive“ werden. Jedoch kam es nie dazu und somit hatte ich es übrig und passte es dem Film an.
Hast du denn auch vor, deine Rockmusik irgendwann in einem Film einzusetzen? Das würde ich liebend gerne machen, aber dazu braucht man heutzutage erst einmal einen Plattenvertrag, Plattenfirma und Management sonst bekommt man nie die Chance zu namhaften Filmen etwas beizusteuern. Außerdem muss das Genre des Films zum Musikstil passen oder umgedreht. Jedenfalls kann es einer Band zu Reichtum und Ruhm verhelfen, wenn man auf einem Soundtrack erscheint. Davon kann ich zur Zeit nur träumen.
Welchen Film hättest du denn gern selber vertont? Meine Lieblingsfilme kann ich nicht noch einmal vertonen, die kann man nicht mehr toppen. Ich will Neues erfinden und nicht an alten Dingen festhalten. |